Kim-Spiele sind altersunabhängige Spiele für alle Sinne und werden deshalb auch als sinnliches Lernen bezeichnet. Kim-Spiele sind nach der Titelfigur des gleichnamigen Romans „Kim“ von Rudyard Kipling (1865-1936) benannt. Das bekannteste Buch von Kipling ist „Das Dschungelbuch“. Der Roman „Kim“ handelt von dem indischen Waisenjungen namens Kim. Mit 13 Jahren geht Kim bei dem Händler Mister Lurgan in die Lehre. Dort trifft er auf den jüngeren Hindujungen, der auf Kim eifersüchtig ist. Um nun Kims Überheblichkeit und die Eifersucht des Hindujungen zu dämpfen, lässt Mister Lurgan die beiden Jungen gegeneinander spielen. Dazu greift der Lehrmeister auf Spiele aus dem Bereich der Wahrnehmung zurück. Der Hindujunge gewinnt jedes Spiel, da seine Wahrnehmung und sein Gedächtnis schärfer und besser geschult sind. Kim hingegen hat Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung, im Denken, im Tasten und im Sehen. Somit ist er dem Hindujungen unterlegen. Er muss erst lernen, alle seine Sinne einzusetzen und zu schärfen. Kim fragt am Ende, wie der Hindujunge es anstellt, so gut in den Wahrnehmungs- und Merkspielen zu sein. Der Hindujunge antwortet, dass man es solange übt, bis man es gut kann. Der entscheidende Kernsatz in dem Roman lautet: „Es ist wert, es zu lernen.“
Denk- oder Merk-Kim
Überlegen, knobeln, schätzen, über den Daumen peilen – all das gehört zum Denk-Kim. Eines der klassischen Merk-Kim-Spiele ist dies: Eine bestimmte Anzahl an Gegenständen wird eine gewisse Zeit lang betrachtet und danach verdeckt. Nun müssen alle Gegenstände nacheinander aufgezählt werden.
Und noch ein paar Vorschläge für Schätzaufgaben: Lassen Sie die Kinder schätzen, wie lange eine Minute dauert oder wie hoch die Raumtemperatur ist. Weitere Schätzaufgaben: Wie viele Stufen hat die Treppe zum 1. Stock? Wie viele Cent-Stücke haben das gleiche Gewicht wie Euro-Stück? Wie viele Tisch- und Stuhlbeine befinden sich im Raum? Wie viele Streichhölzer sind in einer Schachtel?
Seh-Kim
Eine Variante, bei der es ums Beobachten geht ist diese: Alle Spieler sitzen im Kreis und betrachten die Mitspieler eingehend. Dann schließen alle die Augen. Der Spielleiter stellt nun Fragen zu den Gemeinsamkeiten der Spieler: Wie viele Jungen/Mädchen sitzen im Kreis? Wie viele tragen eine Brille? Wie viele tragen eine Jeanshose? Usw. Es können auch Kleidungsstücke getauscht werden und ein Spieler muss erraten, welche Gegenstände vertauscht wurden.
Auch der Klassiker „Ich sehe was, was du nicht siehst“ ist ein Seh-Kim.
Tast-Kim
Der Tastsinn fördert das Sehen von Bildern im Geiste. Beim Tast-Kim müssen unterschiedliche Gegenstände mit verbundenen Augen erkannt und gemerkt werden. Ein Beispiel ist das Münzen-Kim, bei dem die Spieler Münzen durch Betasten erkennen müssen. Es können aber auch andere Gegenstände aus unterschiedlichen Materialien (Holz, Wolle, Glas, Plastik, Leder, Gummi, Seide, Filz, Samt etc.) in ein Säckchen gegeben werden, die durch Ertasten mit den Händen erraten werden müssen. Eine andere Variante ist, Gegenstände an einer Schnur quer durch den Raum aufzuhängen. Die Spieler tasten sich mit verbundenen Augen an der Schnur entlang und erraten durch Fühlen die aufgehängten Gegenstände. Fortgeschrittene Spieler können mit verbundenen Augen aus Bauklötzen einen Turm oder andere Bauwerke errichten.
Zum Tast-Kim gehören auch das Personenraten durch Bestasten und das Malen mit dem Zeigefinger auf dem Rücken einer anderen Person.
Riech-Kim
Der menschliche Geruchssinn ist wohl am wenigsten ausgeprägt. So ist der Hauch von Parfüm oder Rasierwasser gerade noch feststellbar – aber wie duftet Natur, wie eine Stadt? Das klassische Geruchs-Kim: Mit verbundenen Augen müssen mehrere Gerüche erkannt werden.
Hör-Kim
Auch der Gehörsinn lässt uns häufig rätseln: Das Geräusch kenn ich doch! Aber was ist es? Beim Hör-Kim müssen Alltagsgeräusche oder Musikinstrumente erraten werden. Das Geräusche-Raten kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:
- Der Spielleiter macht Geräusche und die Spieler raten.
- Je zwei Spieler machen das gleich Tier-Geräusch und müssen sich in der Gruppe finden
- Je zwei Filmdosen enthalten die gleiche Substanz. Die Spieler müssen die Dosen nach gleichem Klang zusammenstellen und raten, was sich in den Dosen befindet.
Schmeck-Kim
Geschmäcker sind verschieden! Über den guten und schlechten Geschmack lässt sich streiten – doch schmecken tun die Dinge nun mal unterschiedlich. Beim klassischen Schmeck-Kim müssen Lebensmittel mit verbundenen Augen durch Kosten erkannt werden.
Lese-Tipp:
Kim, Rudyard Kipling, Haffmans Verlag, 1987, ISBN: 3-251-20037-2
Quelle:
Kimspiele – Sehen, Schmecken, Riechen, Tasten, Hören und Denken, Hajo Bücken, Heinrich Hugendubel Verlag, München, 6. Auflage, 1996, ISBN: 3-88034-222-9