Aggressionen und Wutanfällen spielerisch begegnen
Wutausbrüche entstehen aus Ärger über andere oder über sich selbst. Kinder müssen erst lernen ihre Gefühle richtig zu verarbeiten. Dabei können "Wut-Spiele" helfen.
Wut ist ebenso ein Gefühl wie Freude, Angst, Ekel oder Trauer. Zorn und Wut erwachsen aus Ärger. Der Ärger kann sich auf andere Menschen beziehen, wenn beispielsweise ein Kind einem anderen Kind ein Spielzeug wegnimmt. Ein Kind kann sich aber auch über sich selbst ärgern, wenn ihm beispielsweise eine Sache nicht gelingt. Steigert sich der Ärger, so kann daraus leicht Wut werden. Wutreaktionen, wie das laute Schreien oder wild um sich schlagen, dienen dazu, Dampf abzulassen. Laut dem amerikanischen Psychologen Paul Ekman gibt es wissenschaftliche Belege dafür, dass Schlagen, Beißen und Treten zum Repertoire der Verhaltensweisen kleiner Kinder gehören. Ab etwa zwei Jahren beginnen sie ihre Emotionen zu kontrollieren. Die Häufigkeit der Wutausbrüche nimmt dann mit dem Alter zunehmend ab.
Aber – seien wir ganz ehrlich – wenn ein Erwachsener so richtig in Rage ist, gelingt es ihm auch nicht immer sich völlig zu kontrollieren. Dann sagt man schon mal etwas, was man später ehrlich bereut. In außergewöhnlichen Situationen, wie zum Beispiel bei Demonstrationen, ist die Gefahr, dass aus Ärger und Wut heftige Aggressionen werden, besonders groß. Der Gewaltimpuls bricht dann ungehemmt durch.
Kinder müssen lernen mit ihren Emotionen umzugehen. Dies bedeutet keinesfalls, dass negative Gefühle, wie Ärger, Wut und Zorn, ständig unterdrückt werden. Ganz im Gegenteil: wütend zu sein, ist ebenso wichtig, wie Freude zu zeigen. Doch Kinder müssen erst lernen ihre Wut richtig zu kanalisieren. Aggressive Handlungen gegen andere Kinder sind ein absolutes Tabu. Hier sollte man einschreiten und den Angriff stoppen. Das aggressive Kind sollte trotzdem ernst genommen werden. Zum Abreagieren der Wut kann man dem Kind spielerische Alternativen anbieten. Besonders gut eignen sich ausgelassene Schrei- und Bewegungsspiele, bei denen so richtig getobt wird. Dabei können die Kinder wunderbar „Luft ablassen“. Hier ein paar Beispiele für wutablassende Schrei- und Tobe-Spiele:
Wut wegschreien
Das Wegschreien der Wut ist natürlich stark ortsabhängig. Es bietet sich dann an, wenn man ins Freie gehen kann oder ein Raum zur Verfügung steht, in dem die Lautstärke nicht begrenzt werden muss. Die Kinder dürfen bei dieser Aktion schreien, schimpfen und dabei mit den Füßen aufstampfen. Es dürfen auch Schimpfwörter benutzt werden. Das Ganze geht so lange bis die Wut verdampft ist.
Wut-Stein oder Wut-Puppe beschimpfen
Zum verbalen Abreagieren der Wut kann man einen Wut-Stein anfertigen. Dazu malt man eine grässliche Fratze auf einen flachen Stein. Alternativ kann auch eine Puppe oder ein Stofftier herhalten. Diese symbolische Figur darf das Kind nun beschimpfen. Es soll sich dazu selber neue Schimpfworte ausdenken, wie Pubskanone, Monsterbacke, Nasenbär, Pudding-Plumpser, Knalltüten-Lurch oder Couchkissenteufel.
Wut durch körperliche Bewegung abreagieren
Besonders gut hilft Bewegung gegen Wut. So kann ein Kind seine Wut durch das Trommeln mit Kochlöffeln auf einem Karton oder ähnlichem abreagieren. Diese Methode eignet sich ebenfalls, wenn ein Raum zur Verfügung steht, in dem man laut sein darf. Zum Wutablassen und dabei ins Schwitzen kommen kann das Kind aufgeblasene Luftballons mit den Füßen zertreten. Das erfordert etwas Geschick und viel Energie. Und natürlich benötigt man für dieses Wut-Spiel viel Platz. Eine Alternative hierzu ist der Wut-Sack. Dazu füllt man im Vorfeld einen Kartoffelsack mit Schaumstoff. Den weichen Sack hängt man dann im Raum auf und lässt das Kind darauf einschlagen. Dabei darf es lautstark seine Wut heraus schreien.
Wut mit Humor begegnen
Eine weitere Möglichkeit Wut abzulassen, ist das Kind aufzufordern Grimassen zu schneiden und sich dabei im Spiegel zu betrachten. Aus der Wut wird so wahrscheinlich ziemlich schnell Heiterkeit.
Lesetipps:
- „Wut-Weg-Spiele“, Petra Stamer-Brandt, Urania Verlag, 1. Auflage 2003, ISBN: 978-3419530436,
- „Das verrückte Schimpfwörter-ABC“, Regine Schwarz, Esslinger Verlag Schreiber, 1. Auflage 2007, ISBN: 978-3480223169
- StarkeKids: 11 Tipps zum Umgang mit aggressivem Verhalten
Quellen:
- „Gefühle lesen – Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren“ Paul Ekman, Spektrum Akademischer Verlag, 1. Auflage 2004, ISBN: 3-8274-1494-6