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Sprachentwicklung braucht Bewegung

Psychomotorische Spiele fördern die Sprachmotorik

Anfassen und begreifen sind die Vorstufen der Sprachentwicklung - Quelle: Pixabay
Anfassen und begreifen sind die Vorstufen der Sprachentwicklung - Quelle: Pixabay

Zwischen Bewegung und Sprache bestehen viele enge Verknüpfungen. So ist die Sprachentwicklung entscheidend vom Fortschritt der Motorik abhängig.
Laut Mayers großes Handlexikon ist Sprache „ein System von Zeichen, das der Gewinnung von Gedanken, ihrem Austausch zwischen verschiedenen Menschen sowie der Fixierung von erworbenem Wissen dient“. Sprache beinhaltet somit zum einen das motorische Sprechen und zum anderen das sensorische Hören und Verstehen. Beide Prozesse sind für die Kommunikation und den Wissensaustausch gleich bedeutend. Zum Sprechen ist eine ausgereifte Sprachmotorik notwendig. Sie umfasst die Bewegung von Mund, Lippen, Zunge und die Koordination der Sprachorgane, wie zum Beispiel der Kehlkopf und die Stimmbänder.

Sprache braucht Bewegung
Sprache und Bewegung bilden in der Gesamtentwicklung von Kindern eine Einheit. Entwicklungspsychologisch ist die Bewegungserfahrung Voraussetzung zur Spracherwerb. Das Sprechen lernen erfolgt auf der Basis des Gehens und Greifens, wobei der Feinmotorik der Hände und Finger eine zentrale Bedeutung zukommt. Dazu kommen die bewusste Kommunikation mit anderen Bezugspersonen und die Ausbildung der Denkfähigkeit. Alles zusammengenommen bildet das Fundament für die gesprochene Sprache.
Sprache und Bewegung sind Mittel der Erkenntnisgewinnung. Je jünger ein Kind ist, desto weniger kann es sich Erkenntnisse durch die Sprache aneignen, da ihm diese Fähigkeit noch fehlt. So muss es durch ausprobieren Erfahrungen sammeln und Dinge begreifen. Andersherum sind Sprache und Bewegung auch ein Ausdrucksmittel. Über Mimik und Gestik erfolgt die nonverbale Kommunikation. Sie ist die Sprache des Körpers und drückt Gefühle und Emotionen aus. Insbesondere in den ersten ein bis zwei Lebensjahren ist die Bewegung neben dem Schreien die einzige Möglichkeit für Säuglinge etwas auszudrücken, sich einzubringen oder etwas zu fordern. Insbesondere die ersten Worte des Kleinkindes zeigen deutlich den Zusammenhang von Bewegung und Sinngehalt. Beispiele sind „winke-winke“, „bitte-bitte“ oder „heia machen“. So besitzen viele Worte unseres alltäglichen Sprachgebrauchs einen Bewegungsgehalt. Hierzu zählen beispielsweise trippeln, gleiten und schnipsen. Bewegung und Sprache bilden somit eine untrennbare Einheit.

Bewegungsgedächtnis
Als Bewegungsgedächtnis bezeichnet man die Fähigkeit zur Speicherung von komplexen Bewegungsabläufen und motorische Fertigkeiten. Indem Kinder immer wieder Dinge in immer gleiche Weise wiederholen, schulen sie einerseits ihre Motorik und andererseits speichern sie diese Bewegungserfahrungen im Gehirn ab. Somit erklären sich die für Erwachsene oft unverständlichen Wiederholungen von kindlichen Tätigkeiten, wie das Treppensteigen, das Werfen eines Balles und das Bauen von Türmen mit Bauklötzen. Mit der Zeit entwickelt und entfaltet sich so das Bewegungsgedächtnis, welches uns komplizierte Vorgänge, wie zum Beispiel das Radfahren ermöglicht.

Hyperaktivität und Verhaltens- und Sprachstörungen entstehen durch zu wenig Bewegung
In unserer heutigen Zeit wird der Bewegungsdrang der Kinder jedoch oft eingeengt oder gar unterdrückt. Durch ständige Einschränkungen des natürlichen Bewegungsdranges kommt es dann häufig zu überschießenden, unkontrollierten Bewegungsausbrüchen in Form von Hyperaktivität oder zu anderen Verhaltensauffälligkeiten. Eine gestörte Motorik bewirkt meist auch eine Sprachstörung. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Sprachstörung auftritt, ohne dass ein Kind auch in seiner Grob- oder Feinmotorik beeinträchtigt ist.

Fördermöglichkeiten von Sprache durch Bewegung
Wahrnehmungsspiele, Bewegungsspiele, Rollenspiele und Sprachspiele fördern kindgerecht die notwendigen Fertigkeiten für eine altersgemäße Entwicklung von Kindern. Musik ist das ideale Bindeglied zwischen Bewegung und Sprache. Mittels Kinderliedern lassen sich die sprachlichen Inhalte pantomimisch Untermalen und durch körperliche Aktionen, wie Klatschen, Stampfen, Hüpfen und Tanzen, ergänzen.

Quellen:

  • Psychomotorische Spiele für Kinder in Krippen und Kindergärten, Sabine Herm, Fipp Verlag Berlin 1991, 9. Auflage, ISBN: 3-924830-19-3
  • Landesbildungsserver Baden-Württemberg: Sprache und Bewegung – Konsequenzen für das frühe Fremdsprachenlernen, Dagmar-Eva Heinemann (PDF)

 

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