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Bärtierchen: Überlebenskünstler der Natur

Bei extremen Umweltbedingungen verfallen Bärtierchen in einen todesähnlichen Zustand

Bärtierchen - Quelle: Wikimedia
Bärtierchen - Quelle: Wikimedia: By Bob Goldstein and Vicky Madden, UNC Chapel Hill (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Erkenntnisse zur extremen „Winterschlaf“ der beständigen Mikroorganismen wecken neue Ideen zur Konservierung von menschlichen Organen. Schlechte Umweltbedingungen auf der Erde wie außerordentliche Kälte, Trockenheit sowie Schwankungen im Salzgehalt des Wassers oder Sauerstoffmangel überstehen die etwa einen Millimeter großen Bärtierchen ohne Schaden zu nehmen.
Ihr Trick: Sie verfallen in die Kryptobiose. Das ist ein todesähnlicher Zustand, bei dem die Stoffwechselaktivität fast komplett runtergefahren wird – eine Art extremer Winterschlaf. Hierbei rollen sie sich tonnenförmig zusammen, trocknen sich quasi selbst aus und überstehen so für sie ungünstige Umweltbedingungen. Dieser Zustand kann bis zu über ein Jahrzehnt anhalten. In diesem Tönnchen-Zustand kann man sie in flüssigen Stickstoff halten oder in kochendes Wasser tauchen, ohne dass sie Schaden nehmen. Verbessern sich die Umweltbedingungen wieder, so erwachen die putzigen Tierchen innerhalb einer halben Stunde zum Leben. Durch Zugabe von Wasser bei angemessener Temperatur entfalten sie sich und leben einfach weiter. Auch Fadenwürmer und Rädertierchen sind in der Lage in die Kryptobiose zu verfallen.

Bärtierchen überleben im Weltraum
Mittels eines Weltraumexperimentes im Jahr 2007 konnten Wissenschaftler der Universität Stuttgart zeigen, dass Bärtierchen sogar die extremen Bedingungen im Weltraum überleben. Kälte, Vakuum und Weltraumstrahlung konnten den Tierchen während ihres Ausflugs ins Weltall nichts anhaben. Bisher war nur von Flechten und Bakterien bekannt, dass sie das Vakuum und ionisierende sowie kosmische Strahlung überleben können. Doch gut zwei Prozent der ins All geschickten Bärtierchen überstand den Weltraumflug und vermehrten sich anschließend ganz normal, ohne dass Hinweise auf Schäden durch den Aufenthalt im Weltraum festgestellt worden sind.

Vorkommen und Lebensweise von Bärtierchen
Die Bärtierchen, Tardigrada, zählen zu den Häutungstieren. Sie besitzen acht kurze Beine und erinnern durch ihr Aussehen und ihre tapsig wirkende Fortbewegungsweise an Miniatur-Teddybären oder Gummibärchen, was ihnen auch ihren deutschen Namen eingebracht hat. Sie leben weltweit im Meer, Süßwasser und besiedeln sogar feuchte Lebensräume an Land. Besonders häufig findet man sie in Mooskissen. Die Mikroorganismen besiedeln alle Kontinente einschließlich der Antarktis und alle Ozeane. Die meisten Vertreter dieser Art sind Vegetarier und ernähren sich von Algen. Die Bodenbewohnenden Arten verwerten zusätzlich organische Abfälle mit den darin enthaltenen Bakterien und Pilzsporen auf. Es gibt sogar einige räuberische Arten, die Rädertierchen, Fadenwürmer oder andere Bärtierchen verspeisen. Die Fressfeinde der Bärtierchen sind neben den anderen Vertreten ihrer Art beispielsweise Milben, Spinnen, Insektenlarven und Regenwürmer.

Bionische Bedeutung der Bärtierchen für die Forschung
Da Bärtierchen äußerst unempfindlich auf Umweltgifte, wie zum Beispiel Schwefeltrioxid, reagieren, könnte man die possierlichen Kleinstlebewesen als Indikator für die Umweltqualität gezielt einsetzten. Ihre besondere Fähigkeit der optimalen Anpassung an sich verändernde beziehungsweise lebensbedrohliche Umweltbedingungen macht sie für die Medizin interessant. So arbeiten Forscher an neuen Methoden, um Moleküle, Zellen oder gar ganze Organe zu konservieren. Falls es der Wissenschaft gelingt, die Frage zu klären, wie die Winzlinge es schaffen Extrembedingungen stand zu halten, wäre das eine große Chance für die Transplantationsmedizin.

Quelle: IDW: Bärtierchen überleben Spaziergang im All, 4.09.2008

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