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Was ist Motopädie?

Entwicklung braucht Bewegung - Quelle: Pixabay
Entwicklung braucht Bewegung - Quelle: Pixabay

Motopädie und Ergotherapie haben viele Überschneidungsbereiche, wie beispielsweise die Förderung der Wahrnehmung und des Sozialverhaltens. Mitte der fünfziger Jahre entwickelten der Sportpädagoge Ernst J. Kiphard zusammen mit den Kinder- und Jugendpsychiatern Dr. Elisabeth Hecker und Dr. Helmut Hünnekens ein Konzept zur Behandlung psychomotorischer Leistungs- und Verhaltensauffälligkeiten.

Abgrenzung der Motopädie zur Ergotherapie und Physiotherapie
Ergotherapie umfasst funktionelle Übungen, der Planung und Durchführung von Handlungsabläufe, der Förderung von grob- und feinmotorischen Fähigkeiten sowie der Behandlung von Wahrnehmungsstörungen, wie Störungen bei der Koordination und Probleme mit dem Gleichgewichtssinn. Die Ergotherapie versucht mit spielerischen Behandlungsmethoden die Konzentration, die Motorik, die Sensorik (Sinneswahrnehmungen) und die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern und zu verbessern.
Die Physiotherapie (Krankengymnastik) hingegen bemüht sich in erster Linie um eine Verbesserung der Körperstellung bzw. eine Verbesserung der körperlichen Beeinträchtigung. Ein Motopäde arbeitet ganzheitlich und bezieht die Wechselwirkung von Bewegung und Psyche mit ein. In der Motopädie geht man von einer intensiven Wechselwirkung zwischen der Wahrnehmung und dem emotionalen Erleben des Kindes und seiner Bewegungsfähigkeit aus. Die Motopädie hat somit die Entwicklung der „Gesamtpersönlichkeit“ des Kindes im Blick. Die Förder- und Betreuungskonzepte der Mototherapie setzen deshalb sowohl bei den sozial-emotionalen Schwierigkeiten der Kinder an, als auch bei Entwicklungsrückständen hinsichtlich der Wahrnehmung und Bewegung.

Arbeitsfeld der Motopädie / Psychomotorik
Der Begriff „Motopädie“ wird in der Regel als Oberbegriff verwendet, der sowohl Motopädagogik als auch Mototherapie umfasst. Je nach Arbeitsschwerpunkt ist die motopädische Arbeit mehr pädagogisch-präventiv oder therapeutisch-rehabilitierend ausgerichtet. Das der Motopädie zugehörige Forschungs- und Lehrgebiet ist die Motologie. Die Motologie entspricht der im europäischen und angloamerikanischen Raum vertretenen Wissenschaftsdisziplin Psychomotorik. Letztere beschäftigt sich mit der Wechselwirkung von Denken / Fühlen / Empfinden und Bewegen.
In der Psychomotorik wird die Bewegung als ein wesentlicher Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung verstanden. Durch und mit Bewegung setzt sich der Mensch mit seinem Körper sowie mit dem materialen und sozialen Umfeld auseinander. Selbst die Sprachentwicklung erfordert ausreichend Bewegung. Die Motopädie setzt nicht bei den diagnostizierten Defiziten an, sondern in der Erkennung und Stärkung von Begabungen, wodurch insbesondere des Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen gestärkt wird.

Motodiagnostik
Die Motodiagnostik beruht auf der Messung des motorischen Entwicklungsstandes von Kindern unter standardisierten Bedingungen. Es existiert eine Vielzahl standardisierter Tests, die sich teilweise auf unterschiedliche Altersstufen und Testbereiche beziehen. Zu den verbreiteten Testverfahren zählen unter anderem der Motoriktest (MOT) und der Mann-Zeichentest.

Motopädagogik
Motopädagogik ist ein Erziehungskonzept und zielt darauf ab, Störungen motorischer, perzeptiver und zugleich sozial-emotionaler Lernprozesse vorzubeugen und Fehlentwicklungen zu verhüten. Die Motopädagogik ist also  ein Fachgebiet der Pädagogik, das praktisch die wissenschaftlich gestützten Methoden der Erziehung durch Bewegung anwendet. Gefördert werden Wahrnehmung, Motorik sowie die emotionale und soziale Entwicklung der Kinder.

Mototherapie
Die Mototherapie hingegen ist ein Behandlungskonzept. Mototherapie ist bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geboten, die auf Grund gestörter sensomotorischer und psychomotorischer Funktionen in ihrem Bewegungs-, Leistungs- und Sozialverhalten sowie ihrer Emotionalität auffällig oder auch erheblich beeinträchtigt sind. Mototherapie ist insbesondere bei Indikationen angezeigt, die nicht ausschließlich körperlich-organische Ursachen haben, sondern auch durch psychosoziale Störungen oder traumatische Erfahrungen verursacht sein können. Die angewandten Methoden der Mototherapie überschneiden sich zum Teil mit physiotherapeutisch-krankengymnastischen, sport- bzw. bewegungspädagogischen sowie psychotherapeutischen Arbeitsweisen.

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Quellen:

  • Motopädagogik, Ernst J. Kliphard, Verlag modernes lernen, 1980, ISBN: 3-8080-0486-X
  • Mototherapie Teil I + II, Ernst j. Kliphard, Verlag modernes lernen, 1990/1994, ISBN: 3-8080-0226-3 / 3-8080-0227-1
  • Familienratgeber.de: Therapie in der Frühförderung

 

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