Kinder mit einem hohen Intelligenzquotienten (IQ) sind nicht immer schulische Überflieger. Unerkannt kann diese Fähigkeit schwere Folgen haben.
Wenn ein Kind sich mit vier Jahren das Lesen selbst beibringt oder mit fünf Jahren erfolgreich ein 500-Teile-Puzzle zusammensetzt, dann könnte das Kind hochbegabt sein. Doch es sind nicht Einzelbeobachtungen, sondern eine Vielzahl an auffälligen Verhaltensweisen, die hochbegabte Kinder an den Tag legen. Allerdings ist es nicht immer einfach die richtige Diagnose zu stellen.
Unterstellt man dem Kind hochbegabt zu sein, und ist dies nicht der Fall, so überfordert man es. Umgekehrt bleiben viele hochbegabte Kinder unentdeckt. Jungen reagieren dann häufig mit Hyperaktivität oder Leistungsverweigerung. Mädchen passen sich oft an und spielen ihre Intelligenz herunter. Manchmal endet dies sogar in psychischen Krankheiten wie der Bulimie.
Was ist Hochbegabung?
Der Intelligenzquotient, kurz IQ, ist eine Kenngröße zur Bewertung der intellektuellen Begabung. Dabei wird eine Person mit dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung in Beziehung gesetzt. Trägt man die Ergebnisse eines Intelligenztests vieler Menschen grafisch auf, so erhält man eine Normalverteilung mit dem Mittelwert 100. Personen, die in einem solchen Test einen Wert von mehr als 130 erreichen, gelten als besonders begabt. Der IQ lässt sich jedoch nie mit 100-Prozentiger Sicherheit feststellen. So wie jeder Test ist auch der Intelligenztest mit einem gewissen Messfehler behaftet – doch eine Tendenz zeigt er auf. Was er häufig jedoch nicht erfasst ist die Kreativität.
Manchmal ist die Begabung nur selektiv, bezieht sich also lediglich auf einen speziellen Bereich, zum Beispiel auf die Musik, Mathematik oder Sprachen. In diesem Fall – wie für alle Kinder – ist eine Stärken-Schwächen-Analyse sinnvoll. So kann auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden.
Woran erkennt man ein hochbegabtes Kind?
Hinweise auf eine Hochbegabung können unter anderem sein:
- Hohes Detailwissen
- Früher Spracherwerb und ungewöhnlich umfangreicher Wortschatz für das Alter
- Außergewöhnlich gute Merkfähigkeit
- Erfasst schnell Ursache-Wirkungs-Beziehungen
- Hohe Abstraktionsfähigkeit
- Gute Beobachtungsgabe
- Interesse an „Erwachsenenthemen“, wie Religion oder Politik
- Streben nach Perfektion
- Hohes Maß an Selbstkritik
- Langeweile bei Routineaufgaben
Wichtig ist jedoch das Beobachten des Gesamtverhaltens eines Kindes. Auch das Gespräch mit Erziehern oder Lehrern hilft, die Begabung eines Kindes richtig einzuschätzen.
Bei Kleinkindern ist die Einschätzung besonders schwer, denn die Entwicklung verläuft noch recht sprunghaft. So sind Kleinkinder Gleichaltrigen manchmal in bestimmten Bereichen weit voraus; dieser Vorsprung kann jedoch schon wenige Monate später verschunden sein.
Vermuten Eltern eine Hochbegabung ihres Kindes, so sollten Sie sich beraten lassen und ihr Kind einen Intelligenztest durchführen lassen. Ein Test ist ab circa fünf Jahren sinnvoll – insbesondere dann, wenn eine vorzeitig Einschulung im Gespräch ist.
Hilfe und Unterstützung
Ausführliche Informationen bietet der Ratgeber des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Begabte Kinder finden und fördern“ (PDF).
An vielen Universitäten finden sich spezielle Institute, Beratungs- oder Forschungseinrichtungen zur Förderung begabter Kinder.
Bundesweit gibt es zahlreiche Beratungsstellen, die zum Beispiel über die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. in Erfahrung gebracht werden können.