Während lernstarke Kinder letztlich immer Lesen und Schreiben lernen, fallen schwächere Schüler und Schülerinnen bei Einsatz der falschen Lese- und Schreibmethode durch das Raster.
Allgemeine Koordinationsschwächen, ein nicht eindeutig erkennbare Händigkeit bzw. Augendominanz oder gar Kreuzdominanz, also beispielsweise Bevorzugung des linken Auges und der rechten Hand, sowie Richtungsunsicherheit und eingeschränkte Blickrichtungssteuerung stellen die häufigsten Ursachen für Defizite im Lesen und Schreiben dar.
Zudem kann ein mangelndes Sprachgedächtnis zu Unsicherheiten beim Schreiben führen. So ist das sogenannte Verschleifen der Buchstaben für viele Kinder eine unüberwindliche Hürde. Sie lesen Buchstabe für Buchstabe, was zu einem stockendem Lesen führt und dem Kind den Sinn des Wortes nicht erschließt.
Die Silbenmethode
Die deutsche Sprache basiert auf Silben. Gut 85 Prozent einfacher Texte bestehen aus Standardwörtern. Diese deutschen Standardwörter folgen sehr einfachen, klar strukturierten Regeln, die sich über die Silbenstruktur erklären bzw. ableiten lassen.
In Lernmaterialien, die nach der Silbenmethode arbeiten, werden die einzelnen Silben abwechselnd farblich (rot und blau) gekennzeichnet und so zu überschaubaren Buchstabengruppen zusammengefasst, die vom Kind leichter zu decodieren sind. Das Silben-Lesen fördert zudem das sinnverstehende Lesen. Unterstützt wird die Silbenmethode durch zahlreiche motorische Übungen, wie Silbenklatschen oder Gehen im Silbentakt, wodurch die Körperwahrnehmung gesteigert wird.
Bei der Silbenmethode lernen die Schüler zunächst nicht einzelne Buchstaben kennen, sondern einfach Silben, wie ma – me – mi – mo – mu. Später werden diese Silben zu Wörtern, Wortgruppen und Sätzen zusammengefügt. Dieses Vorgehen entspricht viel eher dem kindlichen Sprachgebrauch, wie er auch in beispielsweise Auszählreimen im Kindergarten vorkommt. Hier ein Beispiel: e ne me ne mu, und aus bist du.
Kritik an der Silbenmethode
Zwar können durch farbliche Hervorhebung der Silben Buchstabenfolgen als eine Einheit erfasste werden, der sprachliche Rhythmus der Wörter durch den Wechsel von betonen und unbetonten Silben bleibt jedoch auf der Strecke. So bleibt, obwohl die Silben ins Zentrum der Betrachtung gerückt werden – der richtige Sprachrhythmus unbeachtet. Der Betonungswechsel beim Sprechen macht einen Großteil des Sprachverstehens aus. Ein anderer Kritikpunkt richtet sich gegen die motorischen Bewegungen, wie das Silbenklatschen. So berichten Pädagogen von Kindern, die beim Silbenklatschen sprachlich „aus dem Tritt“ kommen. Dies lässt sich damit erklären, dass es sich beim Sprechen ja bereits um eine motorische Aktivität handelt, die durch eine zweite körperliche Bewegung gestört wird. Denn silbisches Sprechen beruht auf einer natürlichen Bewegung des Körpers, nämlich der Muskulatur im Brust- und Bauchraum, die für die richtige Atmung beim Sprechen zuständig ist.
Letztlich ist jede Unterrichtsmethode nur dann gut, wenn der Lehrer sie in Übereinstimmung mit seinem Wissen über den Schrifterwerb effektiv einsetzen kann. Wichtig ist, dass das Lesen lernen eben nicht „einfach“ und „schnell“ geht, sondern Anstrengung auf Seiten des Kindes und auf Seiten des Lehrers erfordert.
Silbengeneratoren und Literaturhinweise
Mit den kostenpflichtigen Silbengeneratoren kann man digitale Texte mit farbigen Silben ausstatten.
Beispiele für Computerprogramme, um farbige Silben automatisch zu generieren:
- Silben-Generator für die Grundschule, Mildenberger Verlag, Einzellizenz: 19,80 Euro, www.abc-der-tiere.de
- Genial Deutssch Silbengenerator, Bildungsverlag Lernberger, Einzellizenz: 21,90 Euro, www.bildungsverlag-lemberger.at
Literatur, die farbige Silbentexte enthält:
- ABC der Tiere, Mildenberger Verlag sowie die Reihe „Leseraben“
- Luna-Fibel, Klett
- Jo-Jo-Fibel, Cornelsen
- Karibu, Westermann
Quellen:
- Teachersnews: Bildungsoffensive jetzt: Ein neues Lese- und Schreibverfahren sichert die Zukunft unserer Kinder, 12.03.2009
- Bedingungen für ein erfolgreiches Arbeiten mit Silben beim Lesen- und Schreibenlernen. Chancen und Grenzen der Konzepte der neuen Silbenfibeln, Prof. Christa Röber, Helena Olfert, PH Freiburg, Juni 2010 (PDF)