Protein der Bettwanze hemmt die Blutgerinnung
Herz- und Kreislauferkrankungen sind heute die häufigste Todesursache in der westlichen Welt. Rund 17 Millionen Menschen sterben weltweit an Herzkrankheiten und Schlaganfällen.
Herz- und Kreislauferkrankungen beginnen oft mit Bluthochdruck und Arterienverkalkung. Letztere bezeichnet der Mediziner in der Fachsprache als Arteriosklerose. Ein ständig erhöhter Druck in den Arterien führt dazu, dass die Arterien sich erweitern und somit ihre Elastizität verlieren. An den Arterienwänden lagern sich im Laufe der Zeit Fett und Kalkstoffe ab, wodurch die Gefäße immer enger werden. Eine Folge dieser Arterienverkalkung sind Durchblutungsstörungen. Ist ein solches verkalktes Gefäß vollständig verstopft, so hat sich an der Engstelle ein Blutgerinnsel, welches man auch als Thrombus bezeichnet, gebildet. Der Blutpfropfen blockiert den Blutfluss und die Versorgung der Organe mit Sauerstoff ist gestört oder unterbrochen. Geschieht dies im Bereich des Gehirns, spricht man von einem Hirnschlag oder Schlaganfall. Bei einem Herzinfarkt hingegen sind die Herzkranzgefäße, welche das Herz mit Sauerstoff versorgen, verstopft. Eine Lungenembolie entsteht durch einen Verstopfung eines Blutgefäßes in der Lunge.
Eine medikamentös herabgesetzte Blutgerinnung führt zu einem erhöhten Blutungsrisiko
Die Blutgerinnung ist ein lebenswichtiger Prozess, der die bei Verletzungen der Blutgefäße entstehenden Blutungen zum Stehen bringt. Dadurch wird der übermäßige Austritt von Blut aus dem Blutkreislauf verhindert und die Voraussetzung für eine Wundheilung geschaffen. Medikamente, die das Blut verdünnen und somit der Bildung von Blutgerinnseln entgegenwirken oder bestehende Thomben auflösen haben ein erhöhtes Blutungsrisiko als Nebenwirkung.
Die meisten Gerinnungsfaktoren sind Eiweißstoffe (Proteine). Es ist bekannt, dass das Fehlen eines bestimmten Gerinnungsfaktors das Herzinfarktrisiko deutlich reduziert. Ziel der Forschung war es einen Hemmstoff gegen die Produktion dieses Protein zu entwickeln, der einerseits die Thrombusbildung unterdrückt und andererseits keinen Einfluss auf die Blutstillung hat. Erste positive Ergebnisse konnten im Tierexperiment bei Mäusen erzielt werden.
Raubwanze Triatoma infestans war Vorbild für die Entwicklung des Hemmstoffs
Zur Entwicklung des gesuchten Hemmstoffs nahmen sich die Forscher die kleine Wanze Triatoma infestans, eine Unterart der Raubwanzen, zum Vorbild. Wanzen sind Insekten mit einer weltweiten Verbreitung. Die meisten Wanzen sind Pflanzensauger – doch einige räuberische Arten sind Blutsauger, wie zum Beispiel die Bettwanze mit dem lateinischen Namen Cimex lectularius. Für diese Raubwanzen ist es wichtig, dass das Blut beim Biss nicht gerinnt, damit das Insekt erfolgreich Blut saugen kann. Hierzu nutzen die Wanzen ein Protein, welches die Blutgerinnung hemmt. Dieses Protein konnten die Wissenschaftler aus dem Mitteldarm der Raubwanze gewinnen und mit einem menschlichen Protein kombinieren. Der so gewonnene neue Wirkstoff bindet an den Blutgerinnungsfaktor nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip und hemmt so die Blutgerinnung.
Quelle:
IDW-Online: Kleine Wanze als Vorbild - neuer Hemmstoff gegen Herzinfarkt und Schlaganfall, Rudolf-Virchow-Zentrum / DFG - Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin, 20.03.2010