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Rezension: Agiles Studieren – Eine Einführung für Dozenten (2018)

Der Titel des Buches führt ein wenig in die Irre. So assoziiert »agiles Studieren«, dass das Buch sich an Studierende wendet und eine Anleitung für die eigene Studienorganisation liefert. Weit gefehlt! Erst der Untertitel »Eine Einführung für Dozenten« weist auf den tatsächlichen Inhalt des Buches hin. Denn das Buch richtet sich an Hochschullehrende und gibt eine Anleitung, wie klassische Vorlesungen bzw. Seminare in eine agile Hochschullehre transformiert werden können.
Der Titel sollte also besser lauten: »Agiles Lehren – Eine Anleitung für Hochschullehrende«.

Vorteil agiler Didaktik in der Hochschule
Der Vorteil von einer agilen Lehre liegt darin, dass die Studierenden kontinuierlich lernen, ihre sozialen Kompetenzen ausbauen und sich in der Selbstorganisation üben.

Das Lehr-/Lernkonzept ist ein vereinfachtes Scrum-Modell.

Scrum ist ein Rahmenwerk, innerhalb dessen Menschen komplexe adaptive Aufgabenstellungen angehen können, und durch das sie in die Lage versetzt werden, produktiv und kreativ Produkte mit höchstmöglichem Wert auszuliefern. […] Ein Scrum-Team besteht aus dem Product Owner, dem Entwicklungsteam, sowie dem Scrum Master. Scrum-Teams sind selbstorganisierend und interdisziplinär. Selbstorganisierende Teams entscheiden selbst, wie sie ihre Arbeit am besten erledigen, anstatt dieses durch andere Personen außerhalb des Teams vorgegeben zu bekommen.

Quelle: Der Scrum GuideTM – Der gültige Leitfaden für Scrum: Die Spielregeln, 2017, Ken Schwaber, Jeff Sutherland

Jede Lerngruppe entscheidet selbstständig, wann und wie sie einzelne Themen bearbeitet. Die Aufgaben werden zu Beginn bekannt gegeben; sie befinden sich im »Backlog«. Bei einfachen Aufgaben, kann die Gruppe z. B. entscheiden, dass nur ein Gruppenmitglied für die Bearbeitung zuständig ist und später die anderen Mitglieder informiert. Bei komplexeren Aufgaben kann eine gemeinsame Bearbeitung stattfinden oder die Aufgabe kann in Teilaufgaben zerlegt werden, wobei dann jedes Gruppenmitglied eine Teilaufgabe übernimmt. Die Bearbeitung kann zeit- oder ortsgleich erfolgen oder mit einer abschließenden Ergebnisfindung. Alle denkbaren Mischformen der Zusammenarbeit sind denkbar.
Da die Lerngruppe weiß, wie viele Aufgaben sie schon bearbeitet hat und wie viele noch zu barbeiten sind, erhält sie durch diese Transparenz eine Rückmeldung über ihr Lerntempo.

Ablauf:

1. Bearbeitung der Aufgaben durch die Lerngruppen
2. Bewertung der Lösungsvorschläge durch den Lehrenden
3. Gemeinsame Präsenzsitzungen bei den Fragen und Probleme besprochen werden

Während der Präsenzsitzungen kann eine Retroperspektive stattfinden. Diskutiert werden die Fragen: Was ist gut gelaufen im letzten »Sprint« bzw. in der letzten Arbeitsperiode? Was ist schlecht gelaufen?
In der Präsenzsitung kann auch eine Visualisierung des Lernfortschritts der einzelnen Lerngruppen (Zeitdiagramm oder Heatmap) und eine verkürzte Vorlesung, bei denen der Lehrende nur einen Überblick gibt und Zusammenhänge herstellt, ähnlich einem Impulsvortrag, erfolgen.

Rahmenbedingungen:

  • max. 60 Studierende
  • ab 2. Semester
  • nicht zu viele innere Abhängigkeiten
  • Anzahl der Aufgaben: 50 - 110

Hinweis zur Gruppenbildung:
Homogene Gruppen scheitern meist bei der Bearbeitung von komplexen Aufgaben, da das Denken der einzelnen Gruppenmitglieder zu ähnlich ist.
Die Gruppengröße sollte zwischen vier und sieben Personen liegen; ideal ist eine Gruppengröße von sechs.

Titel: Agiles Studieren: Eine Einführung für Dozenten, 2018
Autor: Detlef Stern
Verlag: Springer Gabler
ISBN: 978-3658233648

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