Eine Lernlandkarte ist eine visuelle Darstellung von Lerninhalten. Hierbei werden verschiedene Lernmaterialien und -aktivitäten zu einem linearen oder verzweigten (adaptiven) Lernpfad organisiert und als als Lernlandkarte visuell dargestellt. Hierdurch ermöglichen Lernlandkarten - im Gegensatz zu sequentiell und textbasiert angeordneten Lerninhalten - eine räumlich Darstellung des Lernprozesses, der durch den Lernfortschritt auf der Lernlandkarte visuell dargestellt wird.
Lineare versus verzweigte (adaptive) Lernpfade
Lineare Lernlandkarten folgen einem festgelegten, schrittweisen Pfad durch den Lernstoff, wobei die Lernenden einer vordefinierter Abfolge von Lerninhalten und Übungen bzw. Lernstandsüberprüfungen in Form von Tests abarbeiten. Diese Lernmethode eignet sich besonders gut für Themen, bei denen ein schrittweises Aufbauen von Wissen essentiell ist, wie z. B. bei der Vermittlung von mathematischen Grundlagen oder beim Erlernen einer Sprache.
Verzweigte oder adaptive Lernlandkarten zeichnen sich dadurch aus, dass die Lernenden zwischen verschiedenen Lernpfaden wählen können (beispielsweise durch unterschiedliche Einstiegspunkte) oder die Wahl des Lernpfads wird durch die Leistungen der Lernenden beeinflusst. Adaptive Lernpfade bieten daher mehr Flexibilität und passen sich dem Lernfortschritt und den Bedürfnissen der Lernenenden an. Dies ermöglicht eine individuelle Lernerfahrung und kann besonders effektiv sein, um unterschiedlichen Lernstilen und -geschwindigkeiten in einer heterogenen Lernerschaft entgegenzukommen. Adaptive Lernpfade unterstützen das selbstgesteuerte Lernen und erhöhen durch ihre spielerische Gestaltung die Motivation der Lernenden.
Herausforderungen: Verzweigte Lernpfade sind im Vergleich zu linearen Lernpfaden jedoch deutlich komplexer und schwieriger zu erstellen. Sie erfordern eine gründliche Analyse der Lernziele und des bestehenden Wissens der Zielgruppe. Lehrende müssen wissen, welche spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten ihre Lernenden bereits besitzen und welche sie entwickeln müssen. Die Entwicklung und Planung verzweigter Lernpfade ist komplex, weil die Lernlandkarte mehrere Entscheidungspunkte und mögliche Pfade beinhaltet, die sorgfältig entworfen und aufeinander abgestimmt werden müssen. Lehrende müssen entscheiden, wie und wann sich die Pfade basierend auf den Interaktionen und dem Fortschritt des Lernenden verzweigen und ggf. wieder zusammenführen. Für verschiedene Pfade müssen oft unterschiedliche Inhalte bereitgestellt werden. Dies bedeutet, dass mehr Lehrmaterialien entwickelt und gepflegt werden müssen, um den spezifischen Anforderungen jedes Pfades gerecht zu werden. Dies kann das Erstellen von zusätzlichen Videos, Texten, interaktiven Aktivitäten und Bewertungen umfassen, die alle auf die jeweiligen Pfade abgestimmt sind. Verzweigte Lernpfade müssen intensiv getestet werden, um sicherzustellen, dass sie wie beabsichtigt funktionieren.
Tools zur Erstellung von interaktiven Lernlandkarten
Zur Umsetzung von Lernlandkarten stehen verschiedene digitale Tools zur Verfügung, die jeweils spezifische Funktionen sowie Vor- und Nachteile bieten. Im Folgenden werden die Moodle Lernlandkarte (Plugin) und die H5P Game Map einander gegenübergestellt.
1. Moodle Lernlandkarte
Die Moodle Lernlandkarte ist ein optionales Plugin für das Lernmanagementsystem Moodle, welches dazu dient Lernmaterialien und -aktivitäten visuell und strukturiert in einer Lernlandkarte zusammenzufassen und darzustellen. Sie eignet sich, wenn viele verschiedene Lernmaterialien und -aktivitäten (z. B. Dateien, Textseiten, Foren, Wikis, Glossare, Aufgaben, Tests und H5P-Aufgaben) in die Lernlandkarte integriert werden sollen. Sämtliche Materialien und Aktivitäten müssen mit einem Aktivitätsfortschritt ausgestattet werden, um in der Lernlandkarte den Lernfortschritt anzuzeigen und mit Voraussetzungen (Bedingungen) versehen werden. Anschließend werden die Lernmaterialien und -aktivitäten in einem linearen oder verzweigten Lernpfad als anklickbare Punkte auf einem Hintergrundbild verknüpft.
Die Auswahl eines passenden und ansprechenden Hintergrundbildes stellt häufig ein besondere Herausforderung dar, da mehrere Aspekte zu berücksichtigen sind:
- Relevanz: Das Bild muss zum Thema des Lerninhalts passen. Es sollte den Inhalt unterstützen und nicht ablenken.
- Ästhetik: Das Bild muss visuell ansprechend sein. Es sollte die Aufmerksamkeit der Lernenden auf sich ziehen und sie motivieren.
- Lesbarkeit: Wichtige Texte und Elemente der Lernlandkarte müssen auf dem Hintergrundbild gut lesbar sein. Farben und Muster dürfen die Sichtbarkeit nicht beeinträchtigen.
- Anpassung: Das Bild muss auf verschiedenen Geräten gut aussehen. Es sollte auf Bildschirmen aller Größen klar und scharf bleiben.
- Urheberrechte: Das Bild muss frei von Urheberrechten sein oder es muss eine Lizenz dafür vorhanden sein.
2. H5P Game Map
Im Gegensatz zur Moodle Lernlandkarte sollten in der H5P Game Map ausschließlich H5P-Inhalte miteinander zu einem Spiel oder einer Lernlandkarte verbunden werden. Das Tool eignet sich hervorragend für die Erstellung von spielerischen Lernumgebungen, in denen Lernende durch das Abschließen von H5P-Aufgaben und das Erkunden von Inhalten auf der Karte vorankommen. Die Game Map eignet sich deshalb ideal für Kurse, die rein auf H5P-Inhalten basieren und stellt somit eine Alternative zu den Inhaltstypen, die eine Kombination aus verschiedenen H5P-Inhalten bieten, wie Course Presentation, Interactive Video, Interactive Book oder Column, dar.
Die Game Map als Spiellandkarte
Die Game Map lässt sich nicht nur zur Erstellung von Lernlandkarten nutzen, sondern ermöglicht auch die Erstellung eines interaktiven Spiels, bei dem die Spieler*innen innerhalb einer bestimmten Zeit eine Mindestpunktzahl erreichen müssen, wobei die nächsten zu erledigenden Aufgaben nur freigeschaltet werden, wenn die vorherige Aufgabe gelöst wurde. Bei Ablauf der Zeit vor Beeindigung des Spiels verlieren die Spieler*innen ein "Leben". Die Game Map bietet hierfür entsprechende Einstelloptionen.
Die Game Map als Lernlandkarte
Ebenso wie für die Moodle Lernlandkarte wird auch für die Game Map ein ansprechendes Hintergrundbild benötigt. Die Game Map organisiert die anklickbaren Inhalte (Etappeninhalte) auf der Karte in Form von "Etappen".
Als Etappeninhalte stehen zur Auswahl:
- Accordion
- Audio
- Audiorecorder
- Interaktive Presentation (Course Presentation)
- Karteikarten (Dialog Cards)
- Zuordnungsaufgabe (Drag&Drop)
- Wörter einordnen (Drag the words)
- Lückentext (Fill in the Blanks)
- Bild
- Bildauswahl (Image Choice)
- Info-Hotspots auf Bild (Image Hotspots)
- Bild Slider (Image Slider)
- Interaktives Video (interactive Video)
- Wörter markieren (mark the Words)
- Memory-Spiel (Memory Game)
- Multiple Choice Aufgabenfolge (Question Set /Quiz)
- Single Choice-Fragen (Single Choice Set)
- Text
- Richtig/Falsch-Frage (True/False Question)
- Video
Fazit
Während die H5P Game Map ausschließlich H5P-Inhalte miteinander verbindet, kombiniert die Moodle Lernlandkarte sämtliche Materialien und Aktivitäten, die in Moodle erstellt werden können.