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Auf der Suche nach einem Epilepsie-Warngerät auf Basis der Blutsauerstoff-Messung (SPO2)

- Teil 1 -

Epielspie - Gewitter im Gehirn
Pixabay / geralt

Die am Markt erhältlichen Epilepsie-Warnsysteme richten sich in der Regel an Epilepsie-Patienten mit tonisch-klonischen Anfällen, indem sie auf Muskelbewegungen reagieren. Menschen mit einer symptomatisch-fokalen Epilepsie haben meist kurze Anfälle (< 30 Sek.) in Serie, die häufig aus dem Schlaf heraus entstehen und eine sekundäre Generalisierung, einen »Status Epileptikus« oder sogar den plötzlichen und unerwarteten Tod (sudden, unexpected death in epilepsy) zur Folge haben können. Solche Anfälle gehen typischerweise einher mit

  •  tonischen Gesichtskrämpfen
  •  vermehrtem Speichelfluss und Sprachunfähigkeit während des Anfalls
  •  motorischen Symptomen (typisch sind oro-alimentäre Automatismen (z.B. Schmatzen) oder Nesteln und sich Strecken
  •  Blick- oder Kopfwendung zur gesunden Seite (vom epileptischen Herd weg)
  •  erschwerte Atmung

Anfälle dieser Art lassen sich durch eine zunehmende Herzfrequenz bei gleichzeitig abnehmender Sauerstoff-Sättigung im Blut (SpO2) mittels eines herkömmlichen Pulsoxymeters erkennen. Es gibt jedoch kein Pulsoxymeter, welches kontinuierlich (mehrmals pro Minute) misst, nicht vom Finger abfällt, kabellos ist und ein akustisches Warnsignal an ein entferntes Empfängergerät sendet.

Fitness-Tracker
Aktuell gibt es immer mehr Fitness-Armbänder, die neben einem Schritt- und Kalorienzähler auch verschiedene Vital-Werte des Trägers ermitteln. Hierzu zählen in der Regel:

  • Körpertemperatur
  • Puls (Herzfrequenz)
  • SPO2 (Blutsauerstoffkonzentration)
  • Schlafanalyse (flacher/ tiefer Schlaf)
  • ggf. EKG

Da eine kontinuierliche Messung des Blutsauerstoffs für gesunde Menschen überhaupt keinen Sinn macht, versprechen die Geräte einen Hinweis auf eine möglicherweise vorhandene Schlaf-Apnoe geben zu können. Bei dieser Erkrankung fällt der SPO2-Gehalt durch Atemstörungen und -aussetzer wiederholt kurzfristig ab.
Die normale Sauerstoffsättigung im Blut schwankt zwischen 95 und 99 Prozent. Bei Rauchern können die Prozentwerte niedriger liegen (94% - 95%).
Die Messgenauigkeit der Sauerstoffkonzentration im Blut hängt von der eingesetzten Hardware (Leuchtdiode und Empfänger-Fotodiode) und der Qualität der Software sowie der Frequenz der Messung ab.

Deshalb habe ich drei dieser Fitness-Tracker ausprobiert und ihre Funktionen gegenübergestellt:

Kriterium Medguard Fitnes Tracker HR Audar Smart Healthcare Wristband - KERi ECG / SPO2 / Smart Tracker
Hersteller nicht ermittelbar August International Ltd, UK, www.audarwatch.com INF Company AB, Gärdesgatan 4K, 26339 Höganäs, Sweden
https://inf-shop.de
Preis 28,69 € 41,95 € 59,00 €
Anleitung nur engl. aber ok wenig hilfreich ausführlich und auf Deutsch
Armband Kunststoff Kunststoff Kunststoff
Bedienung Armband Tastenfeld unterhalb der Anzeige Wischen Tastenfeld unterhalb der Anzeige
App Runmifit AUDAR H Band
Bluetooth-Gerätename S5-A07C KERi V3E
App Berechtigungen Standort, Kontakte, SMS, Telefon, Fotos/Medien/Dateien, Kamera, Mikrofon, Benachrichtigungen Standort, Kontakte, Telefon, Fotos /Medien/Dateien, Kamera, Benachrichtigungen Standort, Kontakte, Telefon, Mikrofon, Fotos/Medien/Dateien, SMS, Kamera
Aufladen  USB USB USB
Datenspeicher auf dem Tracker, Synronisation zur Uhr auf dem Tracker, Synronisation zur Uhr auf dem Tracker, Synronisation zur Uhr
Pulsoximeter misst alle 15 Min. misst 1 x pro Stunde misst alle 10 Min.
Puls / Herzfrequenz misst alle 15 Min. misst 1 x pro Stunde misst alle 5 Min.
Schlafanalyse Schlafdauer, Erwachen, Tiefschlaf, Flacher Schlaf, REM-Schlaf Schlafdauer, Erwachen, Tiefschlaf, Flacher Schlaf Schlafdauer, Aufwachen, Leichter Schlaf, Tiefer Schlaf, Schnelle Augenbewegungen, Schlafqualität
Schrittzähler nicht ausgewertet nicht ausgewertet ähnlich zu einer anderen Schrittzähler-App
Temperatur misst alle 45 Min. nur manuell am Armband, wird nicht in der App gespeichert nur manuell am Armband, wird nicht in der App gespeichert
Blutdruckmessung misst alle 1,15 Std. misst 1 x pro Stunde misst alle 5 Min.
EKG nicht enthalten nicht enthalten manuell messbar
Alarm nicht enthalten nicht enthalten Herzfrequenz- und SPO2-Alarm (Vibration) einstellbar
Weitere Funktionen Sportmodus (Sportart wählbar), Sport im Freien, Wasser trinken, Sportrekord, Sitzende Erinnerung, Frauengesundheit (Zyklus) Müdigkeit; Automatische stündliche Messung aktivierbar Bewegungserinnerung, Automatische Messung aktivierbar
Sonstiges Übersetzungsfehler auf der Uhr: Radfahren wird als Reiten bezeichnet, keine Registrierung verliert häufig den Kontakt zwischen Smartphone und Uhr; Registrierung nicht erforderlich kompliziert in der Einrichtung und der Auswertung der Daten (sehr medizinisch) trotz Erläuterungen in der App

Pulsoxymetrie - Messung Sauerstoffsättigung im Blut

Die Pulsoxymetrie oder Pulsoximetrie ist ein Verfahren zur nichtinvasiven Ermittlung der arteriellen Sauerstoffsättigung über die Messung der Lichtabsorption bzw. der Lichtremission bei Durchleuchtung der Haut.

(Wikipedia)

Die Pulsoxymetrie misst den Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes (Blut, das von Herzen in den Körper gepumpt wird). Ein Großteil des Sauerstoffs im Blut wird von den Erythrozyten (roten Blutkörperchen) transportiert. Der Sauerstoff wird am Blutfarbstoff Hämoglobin gebunden. Das Hämoglobin zeigt je nachdem, wie viel Sauerstoff gebunden ist, verschiedene Färbungen. So ist gesättigtes, mit Sauerstoff beladenes Hämoglobin hellrot und absorbiert vor allem rotes Licht während ungesättigtes Hämoglobin eine dunkelrote bis bläuliche Farbe hat und deshalb Licht im infraroten Bereich absorbiert.
Das Messverfahren informiert also darüber, wie viel Prozent des Hämoglobins mit Sauerstoff beladen ist.
Im Normalfall beträgt die Sauerstoffsättigung des Blutes in etwa 93 bis 99 Prozent. Der vom Pulsoximeter angezeigte Wert ist immer ein prozentualer Wert. Wenn das Pulsoxymeter beispielsweise einen Wert von 97% angibt, sind 97 von 100 Erythrozyten mit Sauerstoff beladen. Somit liegt der Maximalwert, der angezeigt werden kann, bei 100 %.

Im Bereich der Pulxoxymetrie werden zwei Verfahren unterschieden.

1. Das klassische Transmissionsverfahren kann nur an bestimmten Körperstellen (Finger, Zeh, Ohrläppchen) angewendet werden. Hier befindet sich auf der einen Seite des Pulsoxymeters eine Lichtquelle, die sichtbares Rotes Licht mit einer Wellenlänge von 660 Nanometer und Infrarotlicht mit einer Wellenlänge von 940 Nanometer aussendet. Das dunkelrote Hämoglobin, welches keinen Sauerstoff transportiert, nimmt das Infrarotlicht auf. Das hellrote Hämoglobin, welches Sauerstoff transportiert, absorbiert vor allem das rote Licht. Somit kommt beim Fotodetektor (Sensor) weniger Licht der zwei Lichtwellen an. Der Fotodetektor misst, wie viel Licht auf der anderen Seite des Fingers jeweils ankommt. Aus der Differenz wird die ungefähre Sättigung der Erythrozyten in der Arterie berechnet.

2. Beim Reflektionsverfahren befinden sich die Lichtquelle und der Fotodetektor auf einer Seite des Messgeräts. Der Vorteil ist, dass die Messung an verschiedenen Körperstellen erfolgen kann. Das Reflexionsverfahren kommt bei Fitness-Uhren und Smartwatches zum Einsatz.

Die Zuverlässigkeit der Messergebnisse kann durch physiologische Umstände, wie Stress oder erhöhte Temperatur beeinflusst werden.

Fazit
Der Markt der Fitness-Tracker ist äußerst unübersichtlich und die Herstellerangaben zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut unvollständig. So ist es schon schwierig herauszufinden, ob die SPO2-Messung nur manuell gestartet werden kann oder ob eine kontinuierliche Messung erfolgen kann. Bei kontinuierlichen Messungen fehlen Angaben zur Häufigkeit. So variiertet die Messfrequenz zwischen 10 Minuten und einer Stunde. Diese Frequenz lässt keinerlei Nachweis von kurzzeitigen Sauerstoff-Absenkungen zu, womit alle drei getesteten Fitness-Tracker in dieser Form für ein Epilepsie-Warngerät ungeeignet sind. Außerdem ist die Fehleranfälligkeit der Fitness-Armbänder hoch, da für eine hohe Messqualität das Messgerät nicht verrutschen darf und der Arm während der Messung möglichst ruhig gehalten werden sollte. Ein Nachteil der Apps ist, dass sie viele verschiedene Messdaten erfassen und häufig unnötige Berechtigungen einfordern.

Quellen

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