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Waldbrandortung: Wie der Kiefernprachtkäfer Feuer aufspürt

Waldbrand, Quelle: Pixabay
Waldbrand, Quelle: Pixabay

Der 'Schwarze Kiefernprachtkäfer' hat sich für seinen Nachwuchs eine außergewöhnliche Kinderstube ausgesucht: frisch verbranntes Holz. Für die Larven des fingernagelgroßen Käfers ist es eine Delikatesse und zugleich gibt es in einem gerade abgebrannten Waldstück keine Fressfeinde. Denn bei einem Feuer fliehen die meisten Lebewesen vor den Flammen und kehren nur langsam an den Unglücksort zurück. In der Zwischenzeit futtern sich die Larven dick und rund. Die Gattung melanophila acuminata besetzt mit dieser Taktik erfolgreich eine ökologische Nische.

Doch wie lokalisiert das Kerbtier einen Waldbrand?
Man könnte sagen, es „hört“ ihn. Allerdings nicht mit den Ohren, sondern mit Hilfe von Infrarotrezeptoren in der Hüftgruben seiner Mittelbeine. Bei diesen „Feuerfühlern“ handelt es sich um so genannte Sensillen. Das sind kleine Sinnesorgane, die insbesondere unter den Gliederfüßern weit verbreitet sind. Beim Kiefernprachtkäfer sind es feine Härchen, die von einem Waldbrand ausgehende Wärmestrahlung registrieren. Im Prinzip wird durch die äußere Wärme im Innern der mechanisch arbeitenden Sinneszelle eine Druckerhöhung erzeugt: Die Sinneszelle besteht aus einem runden Druckbehälter, der mit einigen hundertmilliardstel Milliliter Wasser gefüllt ist. Die äußere Wärme wird auf diese Flüssigkeit übertragen, wodurch sie sich schlagartig ausdehnt. Hierdurch erhöht sich der Druck in dem Behälter. Durch den Druckunterschied verformt sich die weiche Spitze der Sinneszelle, wodurch wiederum elektrische Impulse erzeugt werden. Die durch den Wärmereiz ausgelösten Spannungsänderungen nimmt der Käfer wahr. Dieser Wahrnehmungssinn ist dem „Hören“ an sich nicht unähnlich. Denn schließlich werden beim Hören auch Druckschwankungen gemessen. Der Kiefernprachtkäfer „hört“ somit gewissermaßen die Infrarotstrahlung.

Technischer Nutzen
Solche Wärmesensoren sind im Tierreich nicht weit verbreitet. Die Wissenschaft kennt gerade einmal vier Gattungen, die über diese Fähigkeit verfügen. Der 'Schwarze Kiefernprachtkäfer' besitzt von ihnen den leistungsstärksten Sensor: Angeblich kann er damit noch aus 80 Kilometern Entfernung Waldbrände aufspüren. Zudem reagiert der Käfersensor etwa fünfmal schneller als technische Infrarot-Fühler. Grund hierfür ist das spezielle Funktionsprinzip, das auf einer Druckerhöhung basiert.
Für alljährlich wiederkehrende, schwer kontrollierbare Waldbrände, wünscht man sich kostengünstige und hoch sensible Brandmelder. Sie könnten zukünftig viele Waldstücke vor der Zerstörung des Feuers schützen.

Quelle:
Universität Bonn: Käfer hört, wenn es brenn, 13.08.2008

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