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In der Finanzkrise von Quallen lernen

Euro-Münze - Quelle: Pixabay
Euro-Münze - Quelle: Pixabay

Die Natur zeigt evolutionäre Beispiele für Risiko-Management auf
Selbst für die Bereiche Wirtschaft und Finanzen lassen sich Analogien aus der Natur finden.
Evolutionär erfolgreiche Tierarten, wie zum Beispiel Quallen, die seit mehr als 500 Millionen Jahren die Meere bevölkern, haben schon viele Krisen überstanden. Die Umweltbedingungen veränderten sich über diese lange Zeit ständig, an die sich die einfachen Lebewesen anpassen mussten, um zu überleben.
Auch die globale Finanzwirtschaft hat schon einige Krisen erlebt. Die Weltfinanzkrise zwischen 2007 – 2009 war eine besonders schwere Krise, da es sich um eine Systemkrise im Bereich der Finanzwirtschaft handelte. Trotz der vielfältigen staatlichen Interventionen schien das Finanzsystem nicht mehr so richtig in die Gänge zu kommen. Auch die griechische Staatsschuldenkrise ist eine seit 2010 bestehende Staatshaushalts- und Wirtschaftskrise und Teil der Eurokrise, die seit 2009 die Eurozone gefährdet.
An so solchen Punkten ist es sinnvoll, das gesamte System einmal grundsätzlich zu überdenken und nach möglichen neuen Ansätzen zu suchen. Vielleicht hilft bei der Problemlösung auch ein Blick in die Natur: Birgt ein über Jahrmillionen bewährtes Risikomanagement der Quallen Strategien zur Neugestaltung der Finanzarchitektur?

Risikoklassifikation in Natur und Wirtschaft
Stellt man die Risikobereitschaft dem Risikomanagement gegenüber, kann man vier Sektoren feststellen, die sich durch das Verhalten typischer Vertreter aus dem Tierreich charakterisieren lassen:

  1. Hohe Risikobereitschaft bei gutem Risikomanagement – Eule
  2. Hohe Risikobereitschaft bei schlechtem Risikomanagement – Lemming
  3. Geringe Risikobereitschaft bei gutem Risikomanagement – Strauß
  4. Geringe Risikobereitschaft bei schlechtem Risikomanagement – Dodo
Dodo - Quelle: Pixabay
Dodo (ausgestorben) - Quelle: Pixabay

Dodo – ein natürliches Beispiel für schlechtes Risikomanagement
Der Dodo, Raphus cucullatus, war ein etwa metergroßer, flugunfähiger Vogel, der ausschließlich auf den Inseln Mauritius und Réunion im Indischen Ozean vorkam. Das Tier lebte von vergorenen Früchten und nistete auf dem Boden. Er besaß kein besonders gutes Risikomanagement, da er weniger als 100 Jahre nach seiner Entdeckung bereits ausgestorben war. Hauptgrund für die Ausrottung der Art dürften eingeschleppte Ratten sowie eingebürgerte und verwilderte Haustiere, wie zum Beispiel Schweine gewesen sein, welche die Gelege der bodenbrütenden Vögel zerstörten und die Eier fraßen. Da der Dodo ursprünglich keine Feinde besaß, verfügte er über kein Flucht- oder Verteidigungsverhalten. Die Zutraulichkeit des Dodo und die Flugunfähigkeit machten ihn für Menschen zu einer leichten Beute. Die Forschung geht aktuell davon aus, dass die Spezies um 1690 ausstarb.

Auch viele Banken haben sich als nicht krisenfest erwiesen und es hat sich gezeigt, dass sie über ein schlechtes Risikomanagement verfügten. Das liegt an dem Versagen von bestehenden Kontrollmechanismus und fehlenden Kontrollwerkzeugen zum Erkennen von Warnsignalen für eine anstehende Systemkrise.

Quallen - Quelle: Pixabay
Quallen - Quelle: Pixabay

Quallen – was man hinsichtlich des Risikomanagement von ihnen lernen kann
Als Qualle, auch Meduse genannt, bezeichnet man ein Lebensstadium von Nesseltieren. Quallen sind gallertartige Organismen, die zu rund 98 bis 99 Prozent aus Wasser bestehen. Ihre Gestalt ist schirmartig mit einem hängenden Magenstiel, an dessen Unterseite sich eine Mundöffnung befindet. Die meisten Quallen haben lange Tentakel, die mit Nesselzellen ausgestattet sind. Diese benutzen sie zum Fang von Beutetieren oder zur Verteidigung. Ihr Abwehr-Mechanismus funktioniert ohne zutun des Tieres allein durch mechanischen Kontakt. Quallen besitzen keine hirnähnlichen Strukturen und auch kein zentrales Nervensystem. Sie sind sehr einfache – dafür aber auch evolutionär sehr erfolgreiche Lebewesen. Verantwortlich hierfür ist unter anderem der äußerst einfache Abwehrmechanismus: mechanischer Kontakt = Risiko = Abwehr.

Aus dem Risikomanagement der Quallen kann man lernen, dass man sich weniger mit den vielfältigen Details der Risiken, als vielmehr mit den systemischen Risiken beschäftigen sollte. Systemische Risiken sind im Nachhinein äußerst leicht zu verstehen. Da es für die Systemrisiken keine messbare Grundlage gibt, bleibt lediglich die Schlussfolgerung, das gesamte System deutlich zu vereinfachen. Weniger Komplexität = geringes Systemrisiko.

Quelle:

  • FAZ: Die Weltfinanzkrise, 05.06.2014
  • Vortrag und Folien zum Vortrag „Was man von Quallen in Zeiten der Finanzmarktkrise lernen kann“, Prof. Dr. H. Schulte-Mattler, FH Dortmund, Finance Risk Lab e.V. am 14. Mai 2009

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