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Rezension: Eine kurze Geschichte der Menschheit (2013) von Yuval Noah Harari

OpenClipart-Vectors / Pixabay

Ein kurze Geschichte der Menschheit ist ein Buch über die Entwicklungsgeschichte der Menschen. Der israelische Historiker Yuval Noah Harari (Jahrgang 1976) lehrt Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem mit einem Schwerpunkt Weltgeschichte. In seinem Weltbestseller, der in fast 40 Sprachen übersetzt wurde, fasst er die Evolutionsgeschichte des Menschen anschaulich zusammen und erläutert die Faktoren, die zur jeweils nächsten Entwicklungsstufe geführt haben. Harari unterteilt die Menschheitsgeschichte in drei irreversible Epochen:

  • kognitive Revolution
  • landwirtschaftliche Revolution
  • wissenschaftliche Revolution

Die kognitive Revolution
Die kognitive Revolution umfasst die Entwicklung, in der der Mensch von einem unbedeutenden Tier unter vielen zu einer herausragenden Spezies wird. Ein maßgeblicher Faktor ist hierbei die Entwicklung der Sprache. Das Besondere an der menschlichen Sprache ist, dass wir „mit einer begrenzten Zahl von Lauten und Zeichen eine unendliche Zahl von Sätzen mit ihrer jeweils eigenen Bedeutung produzieren“ können. So können wir Informationen über unsere Umwelt und über andere Menschen (Klatsch und Tratsch) weitergeben. Doch dass, was unsere Sprachfähigkeit von denen anderer Lebewesen unterscheidet ist, dass wir mit Hilfe der Sprache Dinge erfinden können, die gar nicht existieren. Wir können Geschichten erfinden. Zu diesen Geschichten und anderen fiktiven Erfindungen zählen Mythen, Götter und Religionen –  und später dann auch die Erfindung des Geldes und des Finanzwesens. „Nur der Mensch kann über etwas sprechen, das gar nicht existiert“. Dies ermöglichte es dem Menschen in großen Gruppen mit wildfremden Menschen zusammenzuarbeiten und flexibel zu agieren, während Ameisen und Bienen ein starres Programm abspulen und Schimpansen sich nur mit wenigen Artgenossen ihrer Gruppe zusammenschließen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass natürliche Gruppen maximal aus etwa 150 Individuen bestehen können. Dies ist die Obergrenze für menschliche Netzwerke. Die „fiktive Sprache“ erlaubt es jedoch diese magische Grenze zu überspringen und sorgt dafür, dass eine große Zahl an Menschen, die einander nicht wirklich kennen, effektiv zusammenarbeiten können. Denn sie glauben alle an einem gemeinsamen Mythos: Götter, Nationen, Geld, Menschenrecht und Gesetze – doch all die Mythen existieren nur in unseren Köpfen bzw. in „unserer kollektiven Vorstellungswelt“.

Fasziniert hat mich die Erkenntnis, dass all unsere heutigen Ansichten, Prinzipien, Einstellungen und Überzeugungen von uns selbst gemacht sind.

Die landwirtschaftliche Revolution

geralt / Pixabay

Die landwirtschaftliche Revolution umfasst die Wende der Lebensweise, weg vom Jäger und Sammler hin zum sesshaften Bauerntum. Eine der wichtigsten Erkenntnisse hier ist dass, das Leben für die Menschen nicht einfacher, sondern schwieriger wurde, die Arbeit wurde nicht weniger, sondern mehr. „Jäger und Sammler ernährten sich gesünder, arbeiteten weniger, gingen interessanteren Tätigkeiten nach und litten weniger unter Hunger und Krankheiten.“ Denn es ist harte Arbeit Weizen anzubauen und die Bauern waren abhängig von der Ernte. War sie schlecht oder fiel sogar ganz aus, mussten die Bauern hungern. Doch der Weizenanbau ermöglichte das exponentielle Bevölkerungswachstum. Deshalb gab es auch kein Zurück zum Dasein eines Jäger und Sammlers. Die vielen Menschen wollten ernährt werden und das ging ab einem gewissen Punkt nur noch über die Landwirtschaft.
Die Domestizierung der Nutztiere führte schließlich dazu, dass Rinder, Schafe und Hühner evolutionär gesehen – zu den erfolgreichsten Lebewesen geworden sind. „Heute gibt es rund eine Milliarde Schafe, mehr als eine Milliarde Kühe und geschätzte 25 Milliarden Hühner“ auf der Erde. „Domestizierte Tiere mögen zwar eine Erfolgsgeschichte der Evolution sein, doch sie gehören zu den unglücklichsten Lebewesen, die es je gab.“  An dieser Stelle folgt im Buch eine klare Kritik an der Massentierhaltung.
Die weitere Entwicklung ging aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen in Richtung Städte und Imperien. Das Zusammenleben musste nun anders geregelt werden und so entstanden Gesetz, Recht und Ordnung, die maßgeblich von Religionen beeinflusst wurden. Später entstanden so Materialismus, Kapitalismus und Ideologien, wie die durch Rassismus geprägt waren, wie der Nationalsozialismus. „Alle Gesellschaften basieren auf erfundenen Hierarchien“ […], die sich aus zufälligen historischen Ereignissen ergeben. Im Weiteren geht Harari auf den Geschlechterunterschied und die Stellung von Mann und Frau in unterschiedlichen historischen Gesellschaften ein. „Das Patriachat* war in fast allen landwirtschaftlichen und industrialisierten Gesellschaften die Regel“.

*Ein Patriachat ist eine Gesellschaft, die männliche Eigenschaften höher schätzt als weibliche.

In die landwirtschaftliche Revolution fällt auch die Entstehung der ersten Schriftsysteme, die ebenfalls im Buch anhand von Beispiel erläutert werden.

Geld, Imperien und Weltreligionen
Geschichtlich schließt sich nun die Zeit der Kolonalisierung und das globale Denken an. Interessant ist hier die Tatsache, dass nicht alle Völker auf Eroberungen aus waren und deshalb unterjocht wurden.

Ab dem erste Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung entstanden drei  […] potenziell universelle Ordnungen […]: die des Geldes, die politische Ordnung der Imperien und die Ordnung von Weltreligionen wie dem Buddhismus, dem Christentum und dem Islam.

Die wissenschaftliche Revolution
Die wissenschaftliche Revolution beginnt mit der ersten Atombombe am 16. Juli 1945. Sie umfasst riesige Fortschritte in der Medizin, auf dem Gebiet des Militärs und in der Wirtschaft. Das Dogma der wissenschaftlichen Revolution lautet: Wissen ist Macht (Francis Bacon, 1620).
Die Wissenschaft ist jedoch abhängig von finanziellen Mitteln und somit von der Wirtschaft. Ohne Geld keine Forschung, ohne Forschung kein wissenschaftlicher Fortschritt. Wichtige Stützpfeiler der Wissenschaft sind somit der Kapitalismus und der Imperalismus.

Mit der Industriellen Revolution zerbrach dann der familiäre Zusammenhalt und förderte somit den Freiheitsgedanken und den Individualismus. Heute leben wir im Zeitalter des Konsumismus.

Das Buch schließt mit philosophischen Fragen:

Was ist Glück?
Was ist der Sinn des Lebens?
Und wie könnte die Zukunft des Menschen aussehen?

Eine kurze Geschichte der Menschheit, Yuval Noah Harari, Deutsche Verlags-Anstalt, 2013, ISBN: 978-3421045959; auch erhältlich als ebook.

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