
Barcamp!? - Der Begriff hat rein gar nichts mit "Trinken an einer Bar" oder "Camping" zu tun. Der Name "Barcamp" hat sich aus dem "Foo Camp" entwickelt. Der amerikanische Verleger Tim O'Reilly hatte ursprüglich zu einer Veranstaltung namens "Friends of O'Reilly" (abgekürzt "foo") eingeladen. Er nannte das Zusammentreffen "Foo Camp". Die Teilnahme war jedoch ausschließlich auf Einladung möglich. Eine Gruppe von Teilnehmenden fand das Format gut und suchte nach einem Namen für eine nicht-exklusive, für alle offene Veranstaltung. Da "foo" in der Informatik ein Platzhalter in Beispielen von Programmcode ist, tauschten sie "foo" gegen einen anderen typischen Platzhalter, nämlich "bar". (Quelle: Just Barcamps)
Ein Barcamp ist eine Art von Konferenz, die auch als "Unkonferenz" bezeichnet wird. Es handelt sich um eine informelle Veranstaltung, auf der Menschen zusammenkommen, um von- und miteinander zu lernen, um sich auszutauschen und zu vernetzen. Im Gegensatz zu traditionellen Konferenzen gibt es bei einem Barcamp kein vorgegebenes Programm oder festgelegte Themen. Stattdessen werden die Themen und Diskussionen von den Teilgebenden am Barcamp-Tag vorgeschlagen und anschließend umgesetzt.
Barcamps sind in der Regel spendenfinanziert und leben vom Engagement Ehrenamtlicher. Der Eintritt, das Essen und die Getränke sind gewöhnlich kostenfrei für die Teilnehmenden. Klassische Barcamps sind themenoffen, d. h. hier können alle ihre Themen und Ideen einbringen. Themenoffene Barcamps finden häufig in einer Stadt oder Region statt. Oft finden sich aber auch Menschen mit ähnlichen Interessen oder aus einer Branche zu themenspezifischen Barcamps zusammen. Beispiele sind das EduCamp, bei dem sich Menschen aus dem Bereich Bildung (Schule, Hochschule, Weiterbildung) zusammenfinden, das Hochschulbarcamp zu Social Media in der Hochschulkommunikation oder das OER-Camp, das sich mit offenen Bildungsmaterialien beschäftigt.
Wie läuft ein Barcamp ab?
Typischerweise beginnt ein Barcamp mit einer Vorstellungsrunde anhand von drei Hashtags, die alle Teilnehmenden sich für diesen Tag überlegt haben. Anschließend findet die Sessionplanung für den Tag statt. Teilnehmende, die gerne eine Session anbieten möchten, stellen sich in einer Reihe auf und präsentieren ihren Beitrag mit dem Titel und einer kurzen Erklärung. Dann wird das Publikum gefragt, wie groß das Interesse für das vorgeschlagene Thema ist, um einen Raum passender Größe im Sessionplan zu reservieren. Die Sessions dauern jeweils 45 Minuten. Zwischen den Sessions ist immer eine Viertelstunde Pause. Da mehrere Sessions parallel stattfinden, sollen die Themen, die in einer Session diskutiert werden (meist in einem Etherpad, das im digitalen Sessionplan verlinkt ist) dokumentiert werden. Zu jedem Barcamp gibt es einen Twitter-Hashtag über den die Barcamper ihre Gedanken vor, während und nach der Veranstaltung mit der Öffentlichkeit teilen. Am Ende kommen alle Beteiligten zu einer Abschlussrunde zusammen.
Networking: geben und nehmen
Auf einem Barcamp herrscht eine ganz besonders offene Lern- und Arbeitskultur. Ein Barcamp ist ein zeitgemäßes, agiles Format, das auf das Lernen von- und miteinander setzt.
Du kannst auf einem Barcamp an Sessions teilnehmen, um von anderen etwas zu lernen oder Erfahrungen von anderen mitzunehmen. Du kannst ein Barcamp aber auch dazu nutzen, um andere an deinem Wissen teilhaben zulassen. Wenn du Expert*in auf einem Gebiet bist, kannst du eine Session anbieten und dein Wissen bzw. deine Erfahrungen an andere weitergeben. Du kannst auf einem Barcamp aber auch eine Frage stellen, auf die du eine Antwort suchst.
Oder nutze ein Barcamp einfach dazu, um dich inspirieren zu lassen. Da es keine Agenda vorab gibt, solltest du offen für Ideen, Tools und Arbeitstechniken sein. So gehst du vielleicht am Tagesende mit einem bunten Strauß an interessanten Dingen nach Hause. Barcamps eignen sich auch wunderbar zum Netzweken. Hier triffst du Menschen, die sich gerne austauschen und auf andere zugehen. So ergibt sich oft am Buffet oder in den Pausen zwischen zwei Sessions ein interessantes Gespräch.
Es kann aber auch passieren, dass die Themen für dich nicht so gut passen und du nur wenig für dich mitnehmen kannst. Deshalb solltest du schauen, dass du ein Barcamp findest, dass zu dir und deinen Themen passt. Eine gute Übersicht über Barcamps im deutschsprachigen Raum bietet die Website Barcamp-Liste. Tipp: Abonniere den Barcamp-Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Barcamp-Etikette
Grundsätzlich gilt: Auf einem Barcamp duzt man sich und der Dresscode ist eher leger.
Voraussetzung für ein gelungenes Barcamp ist, dass jede*r sein*ihr eigenes Wissen bereitwillig einbringt und man sich gegenseitig auf Augenhöhe begegnet. Ein Barcamp unterliegt in großen Teilen der Selbstorganisation. Dies beginnt mit der Bereitschaft eigene Beiträge (Sessions und Diskusssioinsbeiträge) einzubringen, bei Abstimmungen mitzumachen und freiwillig organisatorische Aufgaben (Dokumentation von Sessions, zeitlich begrezte Standbetreuung für Neuankömmlinge etc.) zu übernehmen. Da Barcamps ihren Ursprung in der IT-Welt haben, nutzen viele Teilnehmende mobile Geräte (Smartphones, Tablets, Laptops). Übrigens ist es völlig OK, wenn du mal in einer Session landest, die dich nicht in ihren Bann zieht. Du kannst - ohne schlechtes Gewissen - jederzeit eine Session wieder verlassen.
Probier es aus!
Nutze eine der nächsten Gelegenheiten, um an einem Barcamp teilzunehmen. Das ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert!
Die Barcamp-Methode eignet sich übrigens auch für pädagogische Tage, zur Transformation der Unternehmenskultur oder als Vorbereitung auf Klassenarbeiten in Schulen. Wenn dir Barcamps gefallen und du gerne auch mal ein eigenes Barcamp in deinem Unternehmen oder deiner Organisation veranstalten möchtest, dann empfehlen wir dir das Buch Barcamps & Co. - Peer-to-Peer-Methoden für Fortbildungen von Jöran Muuß-Merholz (2019) - auch als Printausgabe im Beltz-Verlag erschienen.