Bionik ist ein Werkzeug, das man auch in der Architektur nutzen kann und sollte. Dabei ist zu beachten, dass nicht alles Bionik ist, was eine Analogie in der Natur hat. Doch es gibt Fälle, bei denen bionische Prinzipien integrativer Bestandteil der Architektur sind. Beispiele hierfür sind konstruktive Systeme oder Lüftungssysteme, Ideen für Materialien, für Oberflächen, für Fassadenelemente oder Verschattungen.
Bionik beruht ausschließlich auf einer Funktionsanalogie. Die Natur hat ihre eigenen Formen, die der Architekt übernehmen kann oder eben nicht. Das Design ändert sich, doch die Funktionsprinzipien in der Natur sind gleichbleibend.
Die Stadt der Zukunft
Insbesondere in Asien entstehen heute immer mehr gigantische Städte. Solche Megacities gleichen einem lebenden Organismus. Während früher Dörfer und Städte planlos gewachsen sind, sollen sie heute kontrolliert wachsen, um Probleme wie Verkehrsstaus, Slums und Ghettos, Lärm und Smog sowie Mangel an Wohnraum zu vermeiden.
Chip Crawford ist einer der Wegbereiter der Bionik in der Architektur. Er ist Chefplaner Architekturbüros Hellmuth, Obata + Kassabaum (HOK). Das Unternehmen wurde zum Modellunternehmen für Nachhaltigkeit und Hochleistungsdesgin gekürt. Zentrale Themen im Architekturbüro HOK sind Energieeffizienz und Konzepte, die die Natur zum Vorbild haben. Ein Beispiel ist das Stadtentwicklungsprojekt Lavasa in Indien. Es umfasst fünf Dörfer für bis zu 50.000 Menschen auf 12.500 Hektar. Auch bei diesem Projekt orientieren sich die Planung und das Design-Konzept an Lösungen der Natur. So soll die Stadt der Zukunft nach dem Funktionsprinzip des Ökosystems Walds funktionieren. So sollen ökologische Strukturen in die städtische Infrastruktur integriert werden. Somit soll die Natur nicht einfach kopiert werden, sondern die Funktionsweise der Natur soll adaptiert werden.
Laut Crawford bestehen Städte in Zukunft aus dichten, dynamischen multizentralen Kernen, die von städtischen Dörfern mit viel Freiflächen und städtischer Landwirtschaft gemischt umgeben sind. Die Natur liefert zahlreiche Problemlösungen, durch die sich unter anderem Zeit, Material und Energie einsparen lassen.
Bionisch inspirierte Sanierungskonzepte
Auch für die Sanierung von Bestandsgebäuden gibt es bionisch inspirierte Lösungen. Crawford nennt in diesem Zusammenhang das Sanierungsprojekt eines 46 Jahre alten Bürogebäudes in der Innenstadt von Los Angeles. Zentraler Aspekte war die Reduzierung des Energiebedarfs des gesamten Gebäudes durch Lamellen für eine natürliche Belüftung, Photovoltaik-Folie auf der Gebäudehülle, Solarkollektoren auf dem Dach, zirkulierendes Wasser für die Klimaanlage sowie eine Energie-produzierenden Mikroalgen zur Unterstützung der Energieversorgung. Zusätzlich umhüllt ein modulares System von Algen-Röhren das Gebäude. es absorbiert die Sonnenstrahlung und produziert gleichzeitig Lipide für die Kraftstoffproduktion vor Ort.
Quellen:
- Immonet.at: Chip Crawford und die Natur als Architekt
- Bauwelt 31/2011: Inspiration Bionik, S. 14-17