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Märchen, Sagen und Legenden in der Erziehung

Volksmärchen liefern Kinder Orientierung und bieten Konfliktlösungen

Sterntaler ©Ludwig Richter - Quelle: Wipedia
Sterntaler, Ludwig Richter - Quelle: Wikipedia

Charakteristisch für ein Märchen ist, dass sie oft kurz sind, einen klaren Handlungsverlauf und ein Happy End besitzen. Die Märchenstruktur mit ihrem Schwarz-Weiß-Denken beziehungsweise dem Guten und B ösen im Extremen kommt der kindlichen Denkweise entgegen. Durch die klare Trennung zwischen Gut und Böse fällt die Identifikation für das Kind leicht. Der stets gute Ausgang der Geschichte vermittelt dem Kind eine emotionale Lebenssicherheit. Das Prinzip „Gerechtigkeit“ siegt immer und festigt so die kindliche Psyche. Dabei ist auch die häufig kritisierte Brutalität der Märchen nichts, was den Kindern Angst macht. Ganz im Gegenteil, denn die gerechte Strafe des Bösen folgt der kindlichen Erwartung.

Der erzieherische Wert der Märchen
Märchen beginnen stets mit einer problematischen Situation und zweigen dann mit viel Symbolgehalt, wie dies bewältigt wird. Somit sprechen Märchen alltägliche Probleme und Schwierigkeiten an und zeigen Lösungswege auf. Man kann sie durchaus als Mutmach-Geschichten verstehen. Zeigen sie doch die Zuversicht und das Vertrauen in die eigene Stärke auf. Sie erzählen von Mut und Selbstbewusstsein, Liebe, Geborgenheit, Verständnis und Hilfsbereitschaft. Thematisiert werden menschliche Eigenschaften wie Fleiß und Faulheit, Schönheit und Hässlichkeit, Kleinheit und Größe, Habsucht und Bescheidenheit, Neid, Mut und Treu, Dummheit und Schlauheit sowie Stärke und Schwäche. Einige Märchen enthalten auch eine Moral. So lässt sich beispielsweise aus „Frau Holle“ die Aufforderung „Übernimm Verantwortung“ ableiten. Märchen lassen sich auch bei Neid und Eifersucht zwischen Geschwistern oder zur Bewältigung von Krankheiten heranziehen.

Märchen für jedes Alter
Für die ganz Kleinen sind Märchen-Bilderbücher, welche die Geschichte zusammenfassen und erklären, zu empfehlen. Kindern ab etwas vier Jahren kann man bereits die klassischen Volksmärchen vorlesen oder frei erzählen. Zu den Einstiegsmärchen zählen:

  • Sterntaler
  • Rotkäppchen
  • Die 7 Geißlein
  • Frau Holle
  • Der dicke fette Pfannekuchen
  • Die Bienenkönigin
  • Der goldene Schlüssel

Wer von klein auf mit Büchern aufwächst, betrachtet diese ganz selbstverständlich als Lebensbegleiter. Und wem frühzeitig vorgelesen wird, der wird späte in der Regel auch gerne selber zum Buch greifen und lesen. Außerdem fördert das Vorlesen die Sprachfertigkeit und erweitert den Wortschatz des Kindes. Gleichzeitig fordern Märchen Kinder intellektuell und geben ihnen Sicherheit.

Für Kinder ab etwas fünf Jahren eignen sich Schicksalsgeschichten und Geschwister-Märchen:

  • Hänsel und Gretel
  • Der Froschkönig
  • Dornröschen
  • Hans im Glück
  • Schneeweißchen und Rosenrot
  • Die goldene Gans
  • Rumpelstilzchen

Kinder ab etwas sechs Jahren lieben einfache Zauber- und Königsgeschichten mit Gefahren, wie

  • Schneewittchen
  • Die 6 Schwäne
  • Das Eselein
  • Die Kristallkugel
  • König Drosselbart
  • Aschenputtel
  • Der gestiefelte Kater
  • Das tapfere Schneiderlein
  • Rapunzel
  • Brüderchen und Schwesterchen

Mit dem Schulbeginn werden die Märchen komplexer und anspruchsvoller. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Der Trommler
  • Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
  • Die Schneekönigin
  • Die zertanzten Schuhe

Ab dem Lesealter geht das Interesse in Richtung langer, spannender Märchen mit komplexen Zusammenhängen. Im Alter von acht bis zehn Jahren kann man den Kindern Märchen anderer Völker, Mythen, Sagen und Fabeln und Legenden sowie Erzählungen von Brechstein und Hauff anbieten.

Es war einmal …
Die deutschen Moralisten, die Gebrüder Grimm verfolgten mit ihrer Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ pädagogische und moralische Ziele. Die Brüder gelten als Gründungsväter der Germanistik. Die gläubigen Christen vereinheitlichten und strichen sämtliche erotischen und politischen Anspielungen aus den bis dahin meist mündlich überlieferten Textvorlagen. Auch historische Zusammenhänge blieben auf der Strecke. Hans-Christian Andersen verlieh seinen Märchen eine naive Kindersprache und schaffte damit seinen unverwechselbaren Stil. Doch noch heute eignet sich das klassische Märchen zum Vorlesen und später dann zum Lesen lernen.

Quellen und Lesetipps:

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